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Ich denke schon, dass es objektive Parameter für die ästhetische Wahrnehmung gibt. Daneben gibt es natürlich auch kulturelle Unterschiede. Vieles ist aber natürlich auch subjektiv. Man muss sich in der eigenen Haut wohl fühlen. Ich denke, solange man etwas medizinisch und ethisch verantworten kann, kann man auch ästhetische Eingriffe durchführen. Die Chirurgie ist sehr individualisiert und unsere Gesellschaft ist sehr auf Äußerlichkeiten aufgebaut. Es gibt zahlreiche Studien, die besagen, dass gutes Aussehen einfach Vorteile hat. Natürlich kommt zu dem guten Aussehen auch das Wesen hinzu! Wir sehen immer wieder, dass Patienten, die sich, besonders im Gesichtsbereich, einem ästhetischen Eingriff unterzogen haben, innerlich neu aufblühen. Sie kleiden sich anders und haben ein ganz anderes Auftreten. Das Eine bedingt das Andere.
Wenn ich eine OP ablehne, muss ich der Patientin erklären, warum. Ich muss ihr erklären, was passieren kann, wenn sie sich diesem Eingriff unterzieht. Sie können sich nämlich sicher sein, dass Sie einen Arzt finden wird, der es macht. Patienten sind oft wie Kinder, denen man erklären muss, warum es nicht geht. Es reicht nicht ein bloßes „Tue es nicht!“ Die Erklärung ist an dieser Stelle das Wichtigste. Wir haben dieses Problem sehr häufig bei jungen Frauen, die manchmal schon mit 18 Jahren in die Praxis kommen. Solche Patienten darf man nicht einfach weg schicken, da ein anderer Arzt, der weniger Verantwortung spürt, die Operation durchführt. Um solche Patienten muss man sich umso mehr kümmern und Sie ein bisschen „führen“. Manchmal machen wir ein paar Fotos von der Problemzone, besprechen das Problem und vereinbaren einen Termin in einem halben Jahr. Nicht selten kommen die Patientinnen nach ein paar Monaten und sagen „Sie hatten recht, es ist überhaupt kein Problem für mich.“
Die Amerikaner haben ganz andere Beweggründe für eine ästhetische Operation. In der Regel wollen sie, dass andere bemerken, dass sie sich einem Eingriff unterzogen haben.
Null. Die meisten, die kommen, möchten einfach besser aussehen, aber so, dass es das Umfeld nicht bemerkt. Das ist der größte Wunsch meiner Patienten. Es ist eine andere Kultur. Vielen Amerikanern sichert der Eingriff einen bestimmten Status zu. Sie machen eine Nasenkorrektur, gehen auf die nächste Party und fragen ihre Freunde: „Hey hast du schon meine Nase gesehen?“ In Deutschland ist dies ganz anders. In seltenen Fällen wollen Augmentationspatientinnen die sog. „Upper pole projection“, was unnatürliche Resultate bringt.
Nein, auf keinen Fall. Ich will nicht der Operateur von solchen Brustvergrößerungen sein.
Lacht: Ehm, ja. Ja, weil jeden morgen, wenn ich mit dem Aufzug in meine Praxis fahre, stehe ich vor dem Spiegel immer so da… (versucht die Haut im Augenbereich zu straffen) …und sage dann meinen guten Freunden: „So Freunde, jetzt müssen wir das irgendwann mal machen!“ Also eine Lidstraffung ist schon etwas, was ich machen würde. Ein Facelift würde ich aber nicht machen, weil mich in dieser Hinsicht nichts stört.
Lesen Sie auch das Interview mit Herrn Prof. Feller zum Thema "Gründe für misslungene Operationen in der Plastischen Chirurgie"
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