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Lipödeme an den Armen - Interview mit Dr. med. Daniel Ostapowicz, MBA

Lipödeme an den Armen - Interview mit Dr. med. Daniel Ostapowicz, MBA
Dr. med. Daniel Ostapowicz, MBA
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Dr. Med. Daniel Ostapowicz ist Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie. Seit Januar 2022 ist er in der Praxis von Dr. med. Mark A. Wolter tätig.
Erstellt am 13.04.2022 · Update 2.05.2022
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Während Lipödeme an den Beinen ein viel diskutiertes Thema sind, wird über Lipödeme an den Armen oft weniger gesprochen. Im Interview mit Dr. med. Daniel Ostapowicz, MBA gehen wir genau auf dieses Thema ein.

Man hört sehr viel von Lipödemen an den Beinen – gibt es Lipödeme auch an anderen Körperstellen?

Ja, das ist möglich. Diese Fettverteilungsstörung, die nahezu nur Frauen betrifft, kann sich an den Beinen und im Beckenbereich zeigen, aber auch an den Armen. Bei den meisten Frauen, die ein Lipödem an den Armen haben, sind die Beine mitbetroffen. Dass nur die Arme alleine betroffen sind, ist eine absolute Seltenheit. Hände und Füße werden grundsätzlich vom Lipödem ausgespart. 

Sind üblicherweise eher Unter- oder Oberarme betroffen?

Man unterscheidet einen Oberarmtyp, einen Unterarmtyp und einen Ganzarmtyp. Meistens sind die Oberarme betroffen.

Dr. med. Nicolai Kapalschinski
Bochum, Nordrhein-Westfalen
S-thetic Frankfurt
Frankfurt am Main, Hessen
Lahnstein, Rheinland-Pfalz

Wie lässt sich ein Lipödem an den Armen erkennen?

Das Lipödem an den Armen erkennt man durch eine unverhältnismäßige Vermehrung des Fettgewebes ab dem Ellenbogengelenk oder ab dem Handgelenk. Zusätzlich kommen Spannungsgefühl, Schmerz- und Kneifempfindlichkeit und eine Neigung zu blauen Flecken vor. Im Grunde genommen sind es ähnliche Beschwerden wie bei Lipödemen der Beine.

Was ist die Ursache für ein Lipödem an den Ober- und Unterarmen?

Da nahezu nur Frauen vom Lipödem betroffen sind, vermutet man einen Zusammenhang mit den weiblichen Geschlechtshormonen. Warum manche Frauen mit Lipödem an den Armen betroffen sind und manche nicht, weiß man nicht. Es hängt zum Teil sicherlich mit der Genetik zusammen. In der Sprechstunde stellte sich neulich eine Patientin mit Lipödem vor, bei der die Mutter und Großmutter auch ein Lipödem hatten. Eine familiäre Belastung lässt sich immer wieder beobachten. Da die junge Patientin an ihren Verwandten gesehen hat, wie das Lipödem zunehmend den Körper veränderte, wollte sie berechtigterweise frühzeitig dagegen etwas unternehmen.

Wie kann ohne Operation dazu beigetragen werden, das Leben für Betroffene so angenehm wie möglich zu gestalten?

Das Lipödem ist aktuell nicht heilbar, aber man kann den Verlauf durch das Tragen von Kompressionskleidung, durch manuelle Lymphdrainage, Wassersport und gesunde Ernährung positiv beeinflussen. Das ist schnell und einfach gesagt, aber es ist kein großes Vergnügen, Kompressionskleidung der Klasse II zu tragen. Das ist ganz schön eng. Und im Sommer macht das gleich noch weniger Spaß. Alle 6 Monate muss man sich ein Rezept für neue Kompressionskleidung holen, da die Kompressionswirkung im Laufe der Zeit nachlässt. Ich ziehe meinen Hut vor allen Patientinnen, die die Disziplin haben, sich täglich Ihre Kompressionskleidung anzuziehen. Manuelle Lymphdrainage hat einen guten Effekt, der allerdings leider nur kurz anhält. Deshalb sollte diese Behandlung 2x wöchentlich durchgeführt werden. Unterstützt wird dieser Effekt durch Aquasport, da der Wasserdruck einen positiven Effekt auf den Körper hat.Des Weiteren ist es wichtig, dass das Gewicht gehalten wird. Normgewichtigkeit schaffen allerdings erfahrungsgemäß die wenigsten. Ich sage zu meinen Patientinnen immer: „Überschüssige Kalorien füttern hauptsächlich das Lipödem. Allein schon diese vier Empfehlungen, die manuelle Lymphdrainage, das Tragen der Kompressionskleidung, Wassersport und das Achten auf die Ernährung erfordern einen solchen Zeitaufwand, dass man sagen kann, das Lipödem bestimmt das Leben der Betroffenen. Und zwar lebenslang.

Manuelle Lymphdrainage
Manuelle Lymphdrainage

Wann sollte ich eine Operation (Fettabsaugung) in Erwägung ziehen?

Wenn meine Tochter ein Lipödem hätte und mich fragen würde “Papa, wie soll ich mich behandeln lassen?“, würde ich zu ihr sagen: „Probiere im ersten Jahr alle empfohlenen konservativen Maßnahmen aus. Zieh Dir täglich Kompressionskleidung an, gehe jede Woche zur manuellen Lymphdrainage, mach Wassersport und achte darauf, dass Du möglichst nicht an Gewicht zunimmst. Zusätzlich notierst Du die Umfänge von den Beinen und Armen. Nach einem Jahr ziehst Du Bilanz, und schaust, inwieweit haben Dir diese Maßnahmen geholfen und welche Veränderungen sind eingetreten. Sind Deine Erfahrungen gut, dann bleibst Du auf der konservativen Behandlungsschiene. Wenn Du keine positive Bilanz ziehen kannst, dann lässt Du Dich absaugen unabhängig vom Stadium.“ Die Erkrankung ist nicht heilbar und schreitet voran. Also, wozu jahrelang oder jahrzehntelang sich quälen, bis am Körper dauerhafte Schäden auftreten. Nein, meiner Tochter wünsche ich das nicht.

Übernimmt die gesetzliche Kasse die Kosten einer Fettabsaugung (Liposuktion) beim Lipödem?

Aktuell übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten für eine Fettabsaugung, auch Liposuktion genannt, unter bestimmten Umständen. Dafür muss mindestens 6 Monate lang die erfolglose konservative Therapie des Lipödems nachgewiesen werden, ein Stadium III vorliegen, sowie ein BMI unter 35 erreicht sein. Nach Beantragung dieses Eingriffs verlangt die Kasse ein Gutachten mit Fotodokumentation durch den behandelnden Arzt, der die Liposuktion durchführt. Nach Prüfung aller Unterlagen und wenn die Voraussetzungen stimmen, erteilt die Kasse eine Zusage.

Das bedeutet, dass alle Patientinnen im Stadium I und II grundsätzlich von der Übernahme der Kosten einer Liposuktion ausgeschlossen sind. Auch die Patientinnen im Stadium III, die die Voraussetzungen nicht erfüllen, sind von der Übernahme der Kosten ausgeschlossen, unabhängig davon wie hoch der Leidensdruck ist.

In welchen Stadien bringt die Fettabsaugung etwas und wie lange hält der Effekt an?

Die Fettabsaugung bringt in allen Stadien eine langfristige Besserung, die viele Jahre anhält. In manchen Fällen sogar Jahrzehnte. Allerdings können im Stadium III unter der jahrelangen Belastung dauerhafte Schäden auftreten, die auch nach einer Fettabsaugung weiterhin behandlungsbedürftig bleiben. Es gibt Patientinnen, die sich im Stadium I und II eines Lipödems haben absaugen lassen und hinterher keine Kompressionskleidung und keine manuelle Lymphdrainage mehr benötigten und beschwerdefrei waren. Das kann natürlich niemals versprochen werden, aber angesichts des guten Chance-Risiko-Verhältnisses würde ich dafür plädieren, sich eher früher als später über eine Fettabsaugung Gedanken zu machen.

Eine ältere Dame mit schmerzhaften Bewegungseinschränkungen durch das Lipödem Stadium III konnte nur noch 150 m am Stück laufen, bis der Ehemann den Klappstuhl auspacken musste, damit sie sich setzen konnte. Nach der Liposuktion steigerte die Patientin die Gehstrecke auf 500 m und hatte deutlich weniger Beschwerden. Eine andere Patientin stellte nach der Absaugung der Beine erstaunt fest: „Ich habe ja ein Knie!“. Daraufhin wurde ich nur noch „der Arzt, der mir mein Knie wiedergegeben hat“ genannt. Im Grunde genommen geht es doch um Lebensqualität. Wenn ich mit einfachen und erträglichen Maßnahmen eine Verbesserung erzielen kann, dann ist das eine gute Sache. Wenn das aber nicht ausreicht, dann biete ich als erfahrener Plastischer Chirurg die Liposuktion als eine risikoarme, etablierte Behandlungsmöglichkeit mit deutlich spürbaren Effekten an, die auch die Ästhetik verbessert.

Ist eine Liposuktion auch an den Armen möglich? Können auch nur Ober- oder Unterarme behandelt werden? Oder müssen beide zusammen behandelt werden?

Eine Liposuktion der Ober- und Unterarme ist sowohl einzeln als auch zusammen möglich. Ich sehe nicht einen dicken Ober- oder Unterarm, sondern einen Menschen mit symptomatischem Lipödem, der Hilfe braucht. Dementsprechend richtet sich die Therapie danach, wie das Lipödem die Arme verändert hat und wie man den früheren Zustand, bevor sich das Lipödem bemerkbar gemacht hat, erreicht.

Verfahren der Liposuktion
Verfahren der Liposuktion

Wie kann eine Unförmigkeit verhindert werden, wenn zum Beispiel nur die Oberarme oder nur die Unterarme behandelt werden?

Ich orientiere mich daran, welche körperlichen Gebiete vom Lipödem betroffen sind. Als Plastischer Chirurg sehe ich den ganzen Arm als ästhetische Einheit und werde die Liposuktion so planen und durchführen, dass nach der Absaugung der von Lipödem betroffenen Areale, die Ästhetik des gesamten Arms verbessert wird. Ich erinnere mich an eine Patientin, die sich jahrelang die Oberteile aufgrund sehr voluminöser Oberarme selbst nähen musste. Nach der Operation war sie überglücklich, dass sie endlich wieder wohlgeformte Arme hatte und Kleidung von der Stange kaufen konnte. Das hat auch mich für die Patientin sehr gefreut.

Wie läuft das Verfahren einer Liposuktion an den Armen ab?

Dieser Eingriff lässt sich gut ambulant durchführen. Über eine Kanüle wird eine spezielle wässrige Lösung in das Fettgewebe eingespritzt, die zu einer örtlichen Betäubung und zu einer Lockerung des Fettgewebes führen. Über eine kleine Inzision wird die Absaugkanüle eingeführt und das Fettgewebe abgesaugt. Durch dieses Verfahren werden die Blut- und Lymphgefäße geschont, so dass eine gute Heilung ermöglicht wird. Am Ende des Eingriffs wird die Kompressionskleidung angezogen. Durch die lokale Betäubung, kann auf die Narkose verzichtet werden. Auch die Nachsorgetermine sind mir sehr wichtig und werden zunächst engmaschig und später in größerem Abstand geplant.

Wie viele Operationen werden üblicherweise benötigt?

Das hängt sehr vom Ausgangsbefund ab. In den allermeisten Fällen werden für die Arme 1 bis 2 Operationen ausreichend sein. In der Beratung wird darüber aufgeklärt, wie ansehnliche Arme ohne Beschwerden erzielt werden können.

Wie verläuft die Heilung nach einer Liposuktion?

Die Heilung findet in mehreren Phasen statt. In den ersten zwei Tagen kann noch etwas Flüssigkeit aus den Einstichstellen austreten, die sich rasch verschließen. In den folgenden Tagen lässt die OP-Schwellung nach. Blutergüsse mit blauen Flecken treten fast immer auf, sind aber nach 2 bis 3 Wochen abgebaut. Ab der 6. Woche kann dann der Effekt beobachtet werden, wie sich die Haut merkbar strafft. Das Endergebnis ist nach 6 Monaten erreicht.

Wie können Patientinnen die Heilung positiv beeinflussen?

Die Kompressionskleidung ist ein wesentlicher Faktor bei der Formung und Unterstützung der Heilung und sollte mindestens die ersten 6 Wochen konsequent getragen werden. Raucherinnen sollten eine Woche vor und 4 Wochen nach der Operation das Rauchen einstellen.

Mit welchen Einschränkungen müssen Patientinnen nach einer Liposuktion an den Armen rechnen?

In der Regel sind die Einschränkungen gering. Schmerzmittel werden, wenn überhaupt, nur kurze Zeit benötigt. Nach ein paar Tagen Erholung hat man sich an die Kompressionskleidung gewöhnt und der Alltag lässt sich gut bewältigen. Vorübergehendes Kribbelgefühl im Bereich der abgesaugten Stellen kann manchmal vorhanden sein, wird aber meistens nicht als störend empfunden. Eine körperliche Belastung sollte für 6 Wochen vermieden werden.

Vielen Dank für das spannende Interview.

Gerne.

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