Hallo zusammen!
In den Tiefen des Internets gibt es doch schon einige Berichte zu der Bruststraffung. Ich habe sehr viele davon gefunden und begierig gelesen, in der Hoffnung, auf meinen Eingriff gut vorbereitet zu sein. Natürlich auch, weil ich es vor lauter Vorfreude und Nervosität kaum ausgehalten habe!
Leider, so empfinde ich es, sind viele nur oberflächlich und nicht genug informativ. Daran möchte ich nun mit meinem Erfahrungsbericht einen Beitrag leisten, damit die Frauen, die sich über diese OP informieren möchten, wissen, was auf sie zukommen könnte.
Ich hatte ursprünglich ein wunderschönes B-Körbchen. Leider habe ich innerhalb kurzer Zeit sehr viel Gewicht zugenommen - ich konnte meiner Brust zusehen, wie sie immer mehr zu hängen begann. Ich nahm auch wieder ab, die Hängebrust blieb.
Mit der Zeit wurde der Leidensdruck beim Bikini und
BH-Kauf immer grösser, und so entschloss ich mich im Sommer 2020, eine/n Spezialist/in für plastische und ästhetische Chirurgie zu suchen.
Nun begann die Qual der Wahl. Welche Klinik ist seriös? Welche besonders auf diese OP spezialisiert? Kennt wahrscheinlich jede von uns. Und dann gibt es kaum Vergleichsfotos, wo man sich ein Bild davon machen kann, was man erwarten darf...
Ich hatte eine klare Vorstellung, was ich haben wollte. Bei den wenigen nachher-Fotos, die man im Internet findet, sitzt die Brust danach unnatürlich tief unten und hat kein Volumen im oberen Brustbereich; also kein Dekolleté. Für mich war klar: das möchte ich nicht! Zwar bin ich kein Fan von Silikon (Stichwort Breast Implant Illness), aber wenn es nicht anders möglich ist...
Ich entschied mich schliesslich für zwei Kliniken in meiner Stadt.
Ich legte beide Kennenlern-Gespräche auf denselben Tag.
Die erste Klink war sehr prunkvoll geschmückt, ich fühlte mich regelrecht eingeschüchtert. Alles sah so exquisit und edel aus. Ich fragte mich, ob das ihre Überzeugungstaktik, ihre Werbung war.
Schliesslich wurde ich ins Sprechzimmer gerufen. Ich schilderte mein Problem und die Ärztin machte anschliessend Fotos von meinem Oberkörper. Während des Gesprächs bat ich sie noch um vorher/nachher Bilder und schilderte ihr meine ungefähre Vorstellung (s.O.). Sie sagte mir, dass dies nur mit Implantat möglich sei.
Das Gespräch war nach nicht einmal einer halben Stunde durch. Ich wollte noch kein Urteil fällen, aber war auch nicht Feuer und Flamme. Ich fühlte mich ein wenig abgefertigt. Für diese 25 Minuten bezahlte ich, 150 - 200 Franken.
Der zweite Termin stand an. Wieder schilderte ich meine Wünsche und Sorgen. Der Arzt schlug mir dann vor, dass er eine Autoaugmentation machen kann - also mein eigenes Gewebe wird in der Brust umgeschlagen und als Implantat verwendet.
Er zeigte mir auch eine Patientin, welche die ungefähr selbe Ausgangslage hatte, bei der er diese Technik angewandt hat. In diesem Moment war die Entscheidung für mich gefallen. Diese Brust wurde so schön, dass ich Tränen in den Augen hatte. Wir machten einen OP-Termin aus und ich verliess strahlend seine Praxis.
Ich unterzog mich also einer Bruststraffung mit Autoaugmentation, der Chirurg wandte die Lejour-Technik (i-Schnitt) an. Damit die Zwei dann auch symmetrisch werden, wurde bei der linken Brust 11 Gramm Gewebe entnommen.
NACH DER OP
Die linke Brust, bei der Gewebe entnommen wurde, war geschwollener als die Rechte.
Beim Aufwachen hatte ich starke Schmerzen und ich war völlig K.O. Ich hatte massive Sehstörungen, welche ich noch Wochen später hatte, vermutlich vom Narkosemittel.
Ich spürte, dass ich dringend etwas essen sollte, damit ich zu Kräften komme.
--> Tipp: fragt vor dem Termin, ob die Klinik etwas zu Essen anbietet.
Die Pflegefachkraft, die mich betreute, gab mir den Tipp, dass ich doch etwas essen sollte. Leichte Kost, eine Suppe o.Ä. Ich fragte sie, ob sie denn eine Suppe hier hätten - haben sie nicht. Na danke.
Zufälligerweise hatte ich ein zuckerhaltiges Getränk eingepackt, das hielt mich für die nächsten Stunden gefühlt am Leben.
Am Nachmittag wurde ich abgeholt. Ich merkte schon Stunden zuvor, dass ich eigentlich gerne eine Nacht geblieben wäre. Als ich aufstehen musste, gab mir mein Körper mit diesem Wunsch recht - ich hatte einen Kreislaufzusammenbruch und musste mich sofort wieder hinlegen.
--> Tipp: Reagiert ihr empfindlich auf Medikamente o.ä., dann würde ich euch eine Nacht in der Klinik empfehlen!
Die Heimfahrt war auch die Hölle. Die holperige Strasse war eine Qual.
Ich bewegte meine Füsse, um zu verhindern, dass ich wieder Kreislaufprobleme bekomme.
In der Nacht musste ich aufstehen und ich klappte auf der Toilette fast wieder zusammen - ich merkte es genug früh, mein Partner war sofort zur Stelle.
Die ersten Tage hatte ich kaum Hunger. Mir war oft schlecht. Ich war kaputt und musste auch viel liegen. Ich hatte jemand, der mich betüddelt hat, da war ich sehr froh.
--> Tipp: Besorgt euch Hilfe für die ersten Tage
Der Arzt hat mir Drainagen gelegt. Diese wurden nach zwei oder drei Tagen entfernt. Die Schläuche haben mir mehr Schmerzen bereitet als die Brüste selbst, es war eine Wohltat, als ich die losgeworden bin.
Das Entfernen der Drainagen ging problemlos und ohne Schmerzen, es war einfach ein... naja, ekliges, lustiges Gefühl...? :D
An diesem Tag habe ich auch das erste Mal meine neuen Brüste gesehen und war etwas skeptisch. Sie waren unterschiedlich gross und sahen unförmig aus. Der Arzt beruhigte mich, schliesslich ist die OP noch nicht lange her.
In den ersten zwei Wochen nahm ich in der Nacht oft ein Schlafmedikament, weil ich sonst vor Schmerzen nicht mehr einschlafen konnte. Mein Rücken protestierte heftig gegen das permanente Rumliegen, meine Brüste schmerzten und die erste Zeit hatte ich noch schlimme Magenschmerzen von den Medikamenten. Der Magenschoner tat seinen Job nicht, keine Ahnung was genau los war. Ich durfte dann das eine Schmerzmedikament absetzen, welches mir so Probleme bereitet hat.
--> Tipp: Ich habe zum Schlafen mein Kopfkissen längs unter meinen Rücken gelegt, sodass der Kopf niedriger als der Rücken lag. Manchmal habe ich ein kleineres Kissen unter den Kopf gelegt, schliesslich muss es ja trotzdem ein wenig bequem sein ;).
So hatte ich auch keine Rückenschmerzen mehr.
Ich konnte etwa zwei Wochen lang nichts Schweres heben. Ich beschränkte mich auf ein wohlfühl-Gewicht von +/- 1 Kilo.
Ich traute mich nicht Auto zu fahren, da ich den Zug auf der Narbe beim Lenken des Steuerrads deutlich spürte (bei Kurven).
Die erste Zeit war mein Bauch auch sehr stark aufgedunsen. Ist, soweit ich herausgefunden habe, normal.
Ich hatte am unteren Ende der Naht bei der Unterbrustfalte auf beiden Seiten eine Wundheilungsstörung, unterschiedlich schlimm. Ich hatte Kontakt zu einer Pflegefachfrau, welche mir riet, die Kruste (wenn sie weich und nicht zu tief ist) zu entfernen und dann mit einer Wundheilungscreme zu behandeln. Funktionierte gut.
Nach etwa 5 Wochen konnte ich wieder beginnen, leicht seitlich zu liegen. In der 6. Woche konnte ich mich das erste Mal wieder an meinen Partner kuscheln. Ich schlafe (7. Woche) immer noch auf dem Rücken.
Ich hatte langsam wieder einen Bewegungsdrang, der schliesslich darin mündete, dass ich nach 4,5 Wochen wieder mit BodyPump angefangen habe. Ich suchte einen Psychischen Ausgleich, eine Ablenkung. Corona half auch nicht wirklich. Das war aber eine schlechte Idee, nach 4 Tagen war die rechte Brust komplett hart und ich hatte bei jedem Atemzug stechende Schmerzen (Ich war so blöd und naiv!). Resigniert begab ich mich für 3 Wochen in eine strenge Bettruhe, in der ich mich aktuell immer noch befinde.
Ich habe immer noch kein Gefühl in der rechten
Brustwarze und bei beiden Brüsten unterhalb der
Brustwarze links und rechts der Narbe entlang ebenfalls kein Gefühl. Keine Ahnung ob das je wieder zurückkommen wird, der Arzt meint, dass das manchmal länger dauern kann.
Ich habe mich über die ganze Zeit seit der OP mit Frauen, welche ebenfalls zu der Zeit eine Bruststraffung gemacht haben, ausgetauscht. Ich fragte mich, warum ihre Brüste von Anfang an so gut aussahen, ich zweifelte an der OP und war sehr verunsichert. Bei der letzten Kontrolle sprach ich meinen Arzt darauf an. Er erklärte mir, dass bei der T-Narbe die Form von Beginn an gegeben ist. Bei meiner Narbe hingegen, der i Narbe, braucht man mehr Geduld, da sich die Form erst in ein paar Monaten zeigt. Das hat mich ein wenig beruhigt; ich kann mich mit den anderen gar nicht vergleichen, weil wir verschieden operiert wurden...
So, mein Fazit:
Überall im Internet wird die Bruststraffung als harmlose OP beschrieben, ganz gemütliche ambulante Sache, Muskelkater-ähnliche Schmerzen, spätestens nach 2 Wochen arbeitsfähig.
Mit diesen Infos und diesem Gefühl ging ich in den Operationssaal rein.
Wie man auf die OP reagiert, ist von Frau zu Frau unterschiedlich, das ist mir klar. Aber was das alles für mich bedeutet, wurde mir erst bewusst, als ich die Brüste habe machen lassen. Diese OP und die Wochen danach habe ich unterschätzt. All diese Prognosen aus dem Internet sind das Ideal, aber kaum etwas von diesen Dingen traf bei mir auch so ein. Auch dieser permanente psychische Stress (kommt alles gut, wie sieht es wohl schlussendlich aus, wie muss ich liegen, wann kann ich wieder arbeiten, mache ich alles richtig, wann darf ich endlich
Sport machen etc.) setzte mir manchmal wirklich zu. Trotzdem denke ich, war es die richtige Entscheidung; schliesslich kommt der Sommer bald und ich kann es kaum erwarten, wieder ein Bikini und
BH nach Lust und Laune auszusuchen und nicht danach, ob es einen Bügel hat.
Bin etwas zaghaft, Brust-Bilder im Internet zu veröffentlichen... Falls die Nachfrage besteht, füge ich sie evt. ein.