Schonendste Variante der Liposuktion an Oberschenkeln: PAL-Lipsuktion vs. WAL-Liposuktion?

Question

Guten Abend,

Ich habe einige Fragen bzgl. der genannten Methoden und freue mich auf Erfahrungswerte. 

Welche der beiden Methoden ist die schonendste Variante der Liposuktion im Bereich der Oberschenkel (innen und außen) und der Flanken?
 Schonend gilt in Bezug auf:
- Gewebeschädigung
- Blutergussneigung
- Ruhezeiten nach der Operation (AU-Urlaub, Sport)

Sind bei beiden Methoden die Ergebnisse gleich „schnell“ sichtbar?

Mir ist klar, das der Operateur dabei mit seiner Erfahrung auch eine wichtige Rolle spielt. 
Beide Methoden werden als sehr schonend bezeichnet aber ist die eine evtl schonender als die andere?
Ist die kleinere Kanüle besser als weniger Tumeszenzlösung?

Dr. med. Konstanze Warbanow · Accepted Answer

Hallo Perle,

Ihre ursprüngliche Frage ist wahrlich nicht einfach, vielleicht aber auch ganz einfach zu beantworten.

Ich selbst habe in ca. 19 Jahren Erfahrung mit Fettabsaugung einige Techniken kennengelernt: konventionell, ultraschallassistiert (UAL), vibrationsassisiert (PAL) und nur probeweise wasserstrahlassistiert (WAL). Ich sauge seit Jahren mit PAL (Sattler, MicroAir) und bin selbst sehr zufrieden.

Insgesamt sind die neueren Verfahren sicherlich der konventionellen Technik (einfache Stahlkanüle + Sog mit Unterdruck) überlegen. Man merkt über die Wochen und Monate eine schnellere Erholungszeit und weniger postoperative Verhärtung und Marmorierung des Gewebes.
Bisher hat mich jedoch die WAL als neueste Lipo-Errungenschaft noch nicht überzeugt. Man saugt einfach anders und es geht viel schwerer von der Hand als bei der PAL, welche durch die Schwingungen der Kanüle eine durchschiebende Eigenkraft entwickelt, ähnlich einer elektrischen Zahnbürste. Bezüglich der Absaugzeit, Schwellung, Hämatombildung und der Heilungszeit insgesamt habe ich im Gespräch mit vielen Kollegen erstaunlicherweise sehr widersprüchliche Antworten bei WAL vs. PAL bekommen. Wenn es denn eine schonenste Methode gibt, dann müssten die Meinungsäußerungen eindeutiger ausfallen. Das absolute Gegenargument gegen WAL sind für mich immer noch die deutlich dickeren Kanülen (Minimum 3,8mm – das sind fast 4mm und das ist für mich eine dicke Kanüle) mit gröberen Lipokanälen im Gewebe, größeren Einstichen und demzufolge deutlicheren Narben. Ich kann mir eine Saugung ohne 3mm (2,5mm) Ø Kanülen zum Refinement nicht vorstellen. Es kann sein, dass bei der WAL-Technik mit den größeren Kanülen vielleicht auch nicht „high end“ abgesaugt werden kann und muss, sodass immer noch eine dickere Fettschicht als Kaschierung übrigbleibt und dadurch Saugfehler im Gewebe besser verziehen werden. Aber je nach Körperareal und Endziel muss ich auch dünner saugen können. Man muss auch wissen: Die WAL verdankt der Eigenfett-Übertragung (Fett zu Brust, Po und anderswo) samt gutem Marketing das Überleben.

Vorsicht ist gegenüber den energieabgebenden Absaugmethoden wie ultraschall- und laserassistierte Liposuktion geboten (UAL, LAL). Durch die Wärmeentwicklung im Gewebe kommt es zwar zu einer guten Schrumpfung (sprich Verklebung) des Gewebes, aber durch die Vernarbung ist eine Nachsaugung bzw. Nachkorrektur später nur sehr, sehr schwer, fast (un) möglich.

Die Menge der Tumeszenzlösung ist m.E. nachrangig. Sie ist Pflicht, das ist State of the Art. Die Menge richtet sich in erster Linie nach dem Haut-Weichteilmantel des Patienten. Das Ziel ist ein prallelastisch gefülltes Absaugdepot, welches sich wie eine festere Tomate bearbeiten lässt. Ist die Region wie bei einer weichen Tomate unterfüllt, gibt das Gewebe nach und man kann weniger gezielt und exakt arbeiten. Je lockerer der Haut-Weichteilmantel ist, desto mehr Flüssigkeit brauche ich. Neben der Blutungsarmut durch den Adrenalinzusatz ist das die wichtigste Aufgabe der Tumeszenzlösung! Der Wasserüberschuss verlässt den Körper binnen etwa einer Woche, Schwellungen sind auch Wundwasseransammlungen. Generell gilt: Eine Woche akute Schwellungsphase, bis zu drei Wochen sind körperliche Beeinträchtigungen inkl. größerer Schwellungen zurückgegangen, nach der 6. Woche grobe Annäherung an das Endergebnis mit uneingeschränkter Gesellschaftsfähigkeit auch im Schwimmbad, Sauna, Urlaub, Sport, nach 3 Monaten vorläufiges Endergebnis und nach 6 (teilweise bis zu 12) Monaten endgültiges Endergebnis. 

Die Neigung zu Schwellungen, Blutergüssen und das Empfinden von Schmerzen sind dermaßen individuell verschieden, dass ich die Patienten im Aufklärungsgespräch extra auf die große Variationsbreite hinweise. Ausschlaggebender sind hier die Absaugmenge pro Areal (z.B. 200ml vs. 500ml an einer Reithosenseite), die flächige Ausbreitung der Areale, die Gesamtanzahl der Absaugareale in einer OP, die Lokalisation der Areale (z.B. Knie und Hüften schmerzhafter als Oberschenkel; Oberschenkel innen + außen zusammen schwellungsanfälliger als alleine) und der Allgemeinzustand des Patienten (Übergewicht, Sportlichkeit, Zusatzerkrankungen).

Im Prinzip haben Sie sich selbst bereits die Antwort gegeben und das sage ich auch allen Patienten, wenn die Frage danach aufkommt: Jede Absaugmethode ist für sich gut, solange die Fettabsaugung von einem sehr erfahrenen, gewissenhaften, fast pingeligen Operateur durchgeführt wird. Es nützt Ihnen keine noch so schonende Liposuktionsmethode, wenn der Chirurg kein Gefühl für das Gewebe hat und ohne Gespür für Körperformen an die Sache herangeht.

Deshalb wählen Sie bitte Ihren behandelnden Arzt nicht nach der Methodik, sondern nach seiner Sachkenntnis, seiner Erfahrung und der Empathie, welcher er/ sie Ihnen persönlich entgegenbringt.

Viel Glück wünscht Ihnen

Dr. Konstanze Warbanow
Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie.

Dr. med. Konstanze Warbanow · Answer

Hallo Perle,

Sie stecken da wirklich in einer Zwickmühle!

Dennoch gibt es außer dem rein menschlichen Konsens und der fachlichen Eignung noch viele andere Kriterien, die in eine Entscheidung: Wo, wann und von wem lasse ich mich operieren, einfließen sollten.

Risikoaufklärung:
In welchem Maße fand eine OP-Aufklärung über Risiken und Nebenwirkungen statt. Sind Sie sich nun der unmittelbaren Folgen wie z.B. Bewegungseinschränkung, lokale Erscheinungen im OP-Gebiet) und der möglichen Folgen wie Thrombose, Verletzung von Organen, Allergien etc. nach einer Liposuktion bewusst? Was passiert, wenn solche Folgen eintreten? Hat man Sie auf den § 52 Abs. 2 SGB V Leistungsbeschränkung bei Selbstverschulden und der Möglichkeit einer Folgekostenversicherung hingewiesen? Wie steht es mit Nachkorrekturen bei nicht zufriedenstellendem Ergebnis, was fällt darunter, wann wird nachgearbeitet, wer trägt welche Kosten, wie oft kommt so etwas vor?

OP-Terminplanung:
Zu kurzfristige Terminangebote sind oft überstürzt, eine Nachdenkzeit ist m.E. erforderlich. Liposuktionen sollten wegen der Miederkleidung in den kälteren Jahreszeiten gelegt werden.

Organisation/ Einrichtung der Praxis, Klinik, Belegklinik:
Welchen Eindruck vermitteln die Organisation und die baulichen Gegebenheiten der Einrichtung, in der Sie sich operieren lassen wollen? Wie ist die personelle Besetzung z.B. Öffnungszeiten, Präsenz des Operateurs (Operiert er an verschiedenen Orten?)? Welche Qualifikation hat das Klinikpersonal außer Ihrem Operateur? Gibt es examinierte OP-Schwestern im OP oder Arzthelferinnen oder sind es angelernte Kosmetikerinnen (auch das gibt es!)? Gibt es einen Arztvertreter oder mehrere Ärzte in der Einrichtung, wenn Ihr Operateur nicht zur Verfügung steht? Entspricht alles modernen Standards? Wie ist es mit Hygienemaßnahmen allgemein und hinsichtlich z.B. Problemkeimen (z.B. in einem großen Belegkrankenhaus sicher eher ein Problem als in einer Privat- oder Praxisklinik, Aufstellung von Desinfektionsspendern)?
Wie ist die Logistik z.B. hinsichtlich der Erreichbarkeit für Sie von zu Hause?

Verfügbarkeit des Operateurs,  postoperative Nachsorge:
Wie ist die postoperative Erreichbarkeit des Operateurs organisiert? Gibt es Notfallnummern, haben Sie eine persönliche Handynummer? Wie sind die postoperativen Kontrollen organisiert, steht der Operateur auch weiterhin zur Verfügung oder geschieht die Betreuung durch Kollegen? Wann sind postoperative Kontrolltermine geplant oder sollen Sie sich selbstständig melden, wenn Ihnen etwas komisch vorkommt (m.E. ist eine kurzfristige Kontrolle im Zeitraum +/- 1 Woche unbedingt erforderlich)?

Anästhesie:
Wie wird die Schmerzfreiheit während der Liposuktion erreicht? Ist eine lokale Betäubung ohne / mit Sedierung geplant? Steht für eine evtl. Sedierung ein Anästhesist zur Verfügung (m.E. unabdingbare Voraussetzung für eine Sedierung mit Narkotika)? Wird eine Vollnarkose (sog. ITN) durchgeführt? Gibt es eine Anästhesie-Fachschwester? Wie ist die Betreuung nach der OP in der Praxis/ Klinik organisiert? Übernimmt das die Anästhesieschwester oder anderes Personal? Ist der Eingriff stationär oder ambulant geplant (m.E. reicht bei einer normalen Lipo ein ambulanter Aufenthalt völlig aus)?

Zahlungs- und Rücktrittsformalitäten:
Ist Ihnen die Zusammensetzung der Kosten bekannt? Sind aus einem Kostenvoranschlag auch Anästhesiekosten, Kosten für eine eventuelle Übernachtung, Kosten für das Kompressionsmieder und die Mehrwertsteuer ersichtlich? Erfolgt die Rechnungsstellung nach der GOÄ (Gebührenordnung für Ärzte)? Wie ist der Zahlungsmodus für die geplante OP (hier sind Anzahlungen und Komplettbezahlungen vor der OP absolut Usus), wie für die Anästhesie? Wie sind die Rücktrittsbedingungen (Zeitraum einer kostenlosen Stornierung, OP-Ausfallgebühren, was ist im - kurzfristigen - Krankheitsfall?)

Das ist eine Auswahl. Es gibt sicher noch viel mehr Beachtenswertes, aber das wird sicher das Wichtigste sein. Es mögen Punkte sein, die für einen Laien etwas weit hergeholt erscheinen und auf den ersten Blick wie „Kleingedrucktes“ anmuten. Aber glauben Sie mir, dass sich in solchen Details erfahrene medizinische Einrichtungen mit gut organisierten Abläufen, sicheren routinierten Operationen und einer angenehmen Nachsorge mit vorhersagbaren Ergebnissen und wenig Risiken von unprofessionellen Einrichtungen mit fragwürdigen Abläufen und postoperativen Unklarheiten und Überraschungen abheben. 

Ich wünsche Ihnen eine richtige Wahl – letztendlich sollte man auf seine innere Stimme hören. Mahnt diese zu Skepsis, sollten Sie nachhorchen. Werden Ihr Informationsbedürfnis und eventuelle Nachfragen abgewehrt oder nicht ernst genommen, sind Zweifel angebracht. Nur, wenn man in allen Punkten Klarheit und Zufriedenheit erlangt hat, ggf. in einem zweiten Beratungsgespräch, kann man mit Vertrauen, Zuversicht und einem guten Gefühl in die OP gehen und sich später über ein gelungenes Ergebnis freuen.

Viel Glück und viele Grüße

Dr. Konstanze Warbanow
Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie
Forum Klinik Köln.

Dr. med. Petra Berger · Answer

Oft sind Aussagen wie: „ ich mache nur Methode XYZ“ oder das Verfahren „ABC“ ist das Beste und besser als alle Anderen... Zeichen des eigenen subjektiven Erlebens und in den Augen des Operateurs mag es möglicherweise auch so sein, aber es ist eben nur eine subjektive Empfindung, nicht mehr und nicht weniger. Wichtig für die Patienten ist es, dass Sie an einen Spezialisten geraten, der im Bereich der Liposuktion eine hohe Erfahrung, ein gutes Auge und gutes Formvermögen mitbringt, für ein perfektes Ergebnis.Darüberhinaus muss natürlich die Kommunikation stimmen, denn Patienten müssen Vertrauen fassen und sich wohlfühlen, um ihre genauen Wünsche äußern zu können. Zuhören ist also extrem wichtig.

Dr. med. Petra Berger · Answer

Es geht primär um das zu entfernende Volumen und sekundär um die Anzahl der Zonen, hier wäre natürlich ein Foto Ihrer Anatomie sehr aufschlussreich. Ansonsten ist zu sagen, dass die Beratung übers Internet selbstverständlich eine Beratung bei einem Spezialisten nicht ersetzen kann. Achten Sie dort bitte darauf, dass mehrerer Verfahren erklärt und  angeboten werden können und nicht nur ein Verfahren „verkauft“ werden soll.

Dr. med. Konstanze Warbanow · Answer

Hallo Perle,

die zweite Frage bezieht sich auf die Regionen Oberschenkel außen, innen, Flanken (sind die Hüften damit gemeint?). Das sind insgesamt 6 Zonen, da symmetrisch angelegt. Das kann ein kleiner Eingriff sein, wenn Sie recht schlank und sportlich sind; ein moderater Eingriff, wenn sie normal bis pummeliger gebaut sind und ein ziemlich großer Eingriff, wenn Sie (sehr) übergewichtig und mit Zusatzerkrankungen wie Bluthochdruck und Schilddrüsendysfunktion bestückt sind. Diese Fragen und deren Konsequenzen können Sie nur in einer Beratung klären.
Viele Grüße
Dr. Konstanze Warbanow
Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie.

Dr. med. Christian Conz · Answer

Hallo Perle,

meiner Meinung nach hat sich eindeutig die WAL-Methode als Goldstandard für die Fettabsaugung und den Lipotransfer entwickelt. Der Vorteil ist, daß weniger Tumeszenzlösung verwendet werden muss und auch die Einwirkzeit, die die OP-Dauer und somit auch die Belastung für den Körper deutlich reduziert ist. Dei Fettabsaugung geht schnell, ist gewebeschonend, es gibt weniger Hämatome, Kreislaufbeschwerden, Schwellungen, die Rekonvaleszenz ist kürzer.

Grüße

Dr. C. Conz

Dr. med. Petra Berger · Answer

Hallo liebe Perle,

Der Eingriff scheint nicht besonders groß zu sein und eine Diskussion über die verschiedenen Methoden bei diesem  Eingriff ist für einen Spezialisten unsinnig, da eine ganz normale konventionelle Technik ausreichen wird. Hoffentlich geraten Sie an jemanden, der sein Handwerk beherrscht, eine kleine Kanüle nimmt und genügend Tumeszenz verwendet! Was die Methoden anbetrifft so sehe ich die PAL Verfahren eher als Arbeitshilfe für den Operateur, denn ein Verfahren, das irgendein Resultat verbessert und das  WAL Verfahren als ein Resultat  starken Marketings. Wärmeinduzierende Verfahren wie zB UAL haben eine gewebestraffende Wirkung und sind in den Händen von Operateuren, die diese Methode beherrschen, bei gewissen Fragestellungen mit lockerem Gewebe oder hohem Volumen sicher eine hervorragende Behandlungsmethode. Zur Behandlung lockeren Gewebes oder von Hautüberschuss stehen mittlerweile noch eine Vielzahl externer noninvasive Verfahren zur Verfügung.  Ob man nun an Lokalisationen wie Oberschenkelinnenseite oder der Knieinnenseite unbedingt  ein PAL benötigt, lasse ich jetzt einfach mal dahingestellt.

Viel Erfolg

Dr Petra Berger.

Dr. med. Nikolaus Linde · Answer

Liebe Perle
grundsätzlich ist natürlich die WASSER ASSISTIERTE Methode schonender für das Gewebe. ABER - Schonung macht NUR Sinn, wenn man das Fett, das herausgenommen wird für andere Zwecke benutzen möchte, z.B. um eine Brust oder einen Po aufzubauen.
Wenn ich hingegen eine gute Straffung des Gewebes erreichen will dann sollte die Absaugung eher nicht schonend sein und dann würde ich die PAL Technik empfehlen. 
Man sollte immer individuell nach den Bedürfnissen des Patienten die für ihn beste Behandlung zusammenstellen.
Sie finden auf meiner Homepage dazu Informationen unter und dann dort unter TECHNIK (bei LIPOSUCTION).
Herzlichst Ihr Dr. med. Nikolaus Linde

Univ. Prof. Dr. Edvin Turkof · Answer

Sehr schwer zu sagen. Ich habe beide nur einmal verglichen, WAL hat dem Pat. etwas mehr weh getan; da ich aber fast immer Dämmerschlaf einsetze, ist da ja irrelevant. Bezüglich der anderen Punkte kann ich keine fundierte  Aussage machen. Allerdings gibt es verschiedene PALs: Microair, Sattler, Novomatic, Lipomatic; ich verwende Lipomatic, die ist der Patentinhaber und bei weitem die effektivste.

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